ÖTK Klosterneuburg

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Markierungsarbeiten und Wegsanierungen im Bereich Hadersdorf – Sophienalpe – ein aktueller Überblick und ein 140-jähriger Rückblick

Der blau markierte Wanderweg von Hütteldorf über die Franz-Karl-Fernsicht zur Sophienalpe

 

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Dieser alte Wanderweg zählt sozusagen zu den Hauptschlagadern des ÖTK-Wegenetzes im nördlichen Wienerwald. Er ist nicht nur einer der ältesten markierten Wege, sondern mit seinen 6,5 km auch einer der längsten. Sein Verlauf ist geprägt von den zeitgeschichtlichen Ereignissen des Landes und von der Wiener Stadtentwicklung. Mitte der 1870er Jahre erstmals markiert, folgte diese Markierung einem alten „Communikationsweg“, der von Hütteldorf ausgehend über die Knödelhütte, bis hinauf auf die Alm bei der Franz-Karl-Fernsicht führte. Der Weg ist bereits auf der Josephinischen Landesaufnahme, die im niederösterreichischen Raum zwischen 1773 und 1781 aufgenommen wurde, ersichtlich. Die Josephinische Landesaufnahme ist das erste umfassende Landkartenprojekt der Habsburgermonarchie. Das Werk wurde unter der Regentschaft von Maria Theresia (1717-1780) begonnen und unter Joseph II. (1741-1790) abgeschlossen.

Im unteren Teil wich der markierte Wanderweg aber erheblich von der heutigen Wegführung ab. Er begann bei der kleinen Westbahnstation „Hütteldorf-Bad“ und zog zwischen Wolfers- und Bierhäuselberg zu den Holzhackerhütten (Knödelhütten). Der Weg trug ursprünglich die Markierungsfarbe rot-blau, die beiden weißen Striche gab es Mitte der 1870er Jahre noch nicht. Zweifärbige Wegmarkierungen waren in der Pionierzeit des Wienerwaldtourismus weit verbreitet, führten aber zunehmend zu Verwirrung, da es auch einfärbige Markierungen gab. 1888 organisierte die ÖTK-Sektion Wienerwald den Niederösterreichischen Touristentag am Kahlenberg. Man fasste damals den weitreichenden Beschluss, ab sofort nur mehr die Farben rot, blau, gelb und grün in Verbindung mit zwei weißen Kontraststrichen als Markierungsfarben zu verwenden. Dieses System hat sich im Wienerwald bis heute erhalten. Seither trägt auch die Markierung zur Franz-Karl-Fernsicht die Farbe blau.

Der Wegverlauf über den Wolfersberg blieb vorerst gleich, bekam aber mit dem Ausbau des Straßenbahnnetzes einen zusätzlichen Ast, der ins Haltertal reichte und ab 1907 auch die Fahrgäste der Straßenbahnlinie 49 aufnehmen konnte. Die Not während und nach dem Ersten Weltkrieg führte am westlichen Stadtrand Wiens zu wilden Schlägerungen und in weiterer Folge zu einer vorerst nicht genehmigten Siedlungstätigkeit. Solche Siedlerkolonien, entstanden auch am Wolfers- und Bierhäuselberg. Die ursprüngliche Wegführung wurde dadurch immer schwieriger, darüber hinaus wurde auch die kleine Eisenbahnstation „Hütteldorf-Bad“ aufgelassen. Der Beginn der blauen Markierung auf die Sophienalpe wurde daher folgerichtig in den 1930er Jahren zur Endstation der Straßenbahnlinie 49 verlegt. Dennoch kamen viele Wanderer auch mit der Bahn. Sie mussten den etwas weiteren Anmarsch von der Bahnstation Hütteldorf in Kauf nehmen.

Die blaue Markierung folgte nach den Knödelhütten dem alten „Steinigen Weg“ und endete vorerst bei der Franz-Karl-Fernsicht, einer kleinen Erhebung am Wiesenplateau der Sophienalpe. Die heute nicht weiters beachtete und leider auch bewaldete Bergkuppe kann aber auf eine große touristische Geschichte zurückblicken. Erzherzog Franz Carl (1802-1878), Vater von Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916), lies zu dem in der Biedermeierzeit hochgeschätzten Aussichtspunkt den sogenannten „Sophienweg“ bauen. Der Promenadenweg wurde 1835 errichtet, begann in Vorderhainbach und führte über Hinterhainbach auf das damals noch freie Aussichtsplateau, das seither den Namen des Erzherzogs trägt. Die biedermeierliche Wanderliteratur lobte in höchsten Tönen diese und noch zahlreiche andere von Franz Carl angelegte Wege rund um Hainbach. Dem Österreichischen Touristenklub war es in den 1870er Jahren sicher ein kulturelles Bedürfnis, solche vom habsburgischen Herrscherhaus gestaltete Landschaftspunkte mit markierten Wanderwegen zu erschließen. Auch der von Vorderhainbach ausgehende „Sophienweg“ war einst rot und später grün markiert worden. Er führte bis zur Sophienalpe, benannt nach der Gattin des Erzherzogs, Sophie Friederike von Bayern (1805-1872), die hier im Sommer oft ihren Landaufenthalt verbrachte. Mit dem Neubau des Hotels auf der Sophienalpe in den Jahren 1911/12 und dem nach dem Ersten Weltkrieg immer stärker besuchten Ausflugsgebiet, wurde auch die Markierung der neuen Situation angepasst. Die blaue Markierung endete ab nun nicht mehr beim erzherzöglichen Aussichtspunkt, sondern wurde bis zum neu erbauten Sophienalpenhotel verlängert.

Die blaue Markierung von Hütteldorf auf die Sophienalpe ist das Pendant zur grünen Markierung von Hadersdorf nach Vorderhainbach. Während die eine im Tal entlang führt, verläuft die andere auf den Berg. Die beiden Strecken werden strickleiterartig von den sechs anderen oben beschriebenen Wegen verknüpft, sodass sich viele Möglichkeiten zu kürzeren und längeren Rundwanderungen ergeben. Im ausgehenden 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als diese Wegkreationen entstanden sind und die Anreise nicht mit dem Auto erfolgte, waren Rundwanderungen weniger interessant. Man fuhr beispielsweise mit der Straßenbahnlinie 49 nach Hütteldorf, wanderte blau markiert auf die Sophienalpe und benützte dann den ebenfalls blau markierten Abstieg nach Neuwaldegg, wo man mit dem „43er“ wieder heimkehrte. Dank der Beständigkeit des ÖTK-Markierungsnetzes sind solche Touren auch heute noch möglich.

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